OTTER VS HAHN TEIL 2

Hahn: 

                                                                                                                                                                                                   Donnerstag, den 12.8.2016 

Es war 5:30Uhr und es wurde Zeit, dass ich die Bauern weckte. Ich reckte meinen Hals und rief laut: „Kieeeeekieeeriiiikiiiiiiiii!“  Ein normaler Hahn hätte dafür keine Bestrafung bekommen, aber mir wurde wie jeden Morgen erstmal ein Schuh gegen den Schnabel gehauen. Wie ich diesen Bauernhof hasste! Damit aber nicht genug: Ich bekam nur einmal pro Tag einen ein Drittel gefüllten Aschenbecher mit trockenen Brotkrümeln und ab und zu ein paar vertrocknete (manchmal schimmelige) Maiskörnern dazu. Wenn ich einmal die Gelegenheit hätte, verschwinden zu können, wäre ich sofort weg. Aber wenn ein Lastwagen mit Heu oder anderen Sachen kam und wegfuhr, hatte der Besitzer Herr Bösemeier immer ein großes Auge auf mich und alle anderen Tiere. Einfach weg gehen ging auch nicht, weil eine hohe Mauer und ein großes Tor die Flucht unmöglich machten. Ich war sehr gut im Herumschnüffeln und wusste daher, dass ich nicht das einzige Tier mit Problemen mit Herr Bösemeier und der Flucht war. Diese gute Eigenschaft brachte mich heute dazu, dass ich in Herrn Bösemeiers Büro ging und mich an Herrn Bösemeiers Stuhl setzte. Dann habe ich so getan, als wäre ich Herr Bösemeier. Haha, das war mal witzig. Das hielt aber leider nicht lange an, weil kurz darauf Herr Bösemeier durch die Tür platzte und lauthals „Die mit ihren blöden Rechnungen. Immer wollen sie mehr, mehr und noch mehr!“ schrie. Herr Bösemeier klatschte irgendwelche Papiere auf den Tisch und deutete seiner Frau, in das Zimmer zu kommen. Ich duckte mich, aus Angst gesehen zu werden, noch ein Stück tiefer unter den Schreibtisch, spitzte meine Ohren aber umso mehr. „Wie sollen wir diese Rechnungen denn bitte bezahlen?”, sprach Herr Bösemeier und klopfte so hart auf den Schreibtisch, dass ich das Gefühl hatte, es würde ein Erdbeben geben. Danach stockte er kurz und redete mit einer unguten Stimme weiter: „Ich hab’s, die Antwort für all unsere Probleme. Wir schlachten den Hahn.” WIE BITTE?!?!  

Mein Herz hörte kurz auf zu schlagen. BITTE WAS??? Die wollen mich doch nicht im Ernst SCHLACHTEN. „Der Hahn hat immer nur Lärm, Dreck und Arbeit gemacht. Nie hat er auch nur ein Ei befruchtet. Er ist zu nichts fähig. Wenn wir ihn schlachten, haben wir Geld, weniger Lärm, weniger Dreck, und eben weniger Arbeit”, plapperte Herr Bösemeier herzlos weiter. Ich bekam nicht mehr mit, was seine Frau antwortete, aber sicher nichts Gutes. Deshalb beschloss ich direkt am nächsten Morgen, wenn noch alle schlafen, mein Glück zu versuchen und auszubrechen. Mein Plan war nämlich eigentlich gut, eigentlich sehr gut. Nun waren Herr und Frau Bösemeier auch weg und ich konnte ungestört das Haus verlassen, um mich bereit zu machen. 

                                                                                                               Freitag, den 13.8.2016 

Alles war ruhig und keiner war schon wach, alles war, wie ich es geplant hatte. Es war 6:00 Uhr und ein paar Minuten später kam immer der Milchmann, um die Milch abzuholen. Wie geplant kam der Milchmann und stieg mit verwundertem Gesicht aus. Ich nutzte die Zeit der Verwirrung und stieg schnell unter die Plane der Pritsche. Durch einen kleinen Spalt, der noch frei blieb, guckte ich durch. Das, was ich sah, war aber nicht das, was ich geplant habe. Oh nein! Der Milchmann stand vor der Tür und wollte klingeln. Oder besser gesagt: Er hatte schon geklingelt. Oh oh, der arme kleine Junge. Kein Wimpernschlag später sah ich schon das grimmige Gesicht von Herr Bösemeier. Er guckte, als würde der Teufel selbst vor ihm stehen (wohl eher in ihm). „Wo ist der Hahn?”, rief Herr Bösemeier so laut, dass man es bestimmt auch über die Mauer hören konnte. Ich gab aber nicht auf und blieb ruhig unter der Plane stehen. Es dauerte eine Weile, bis Herr Bösemeier mit seinem Ausraster fertig war, um endlich die Milch zu zapfen. Nach gefühlten 10 Stunden war dann endlich alles bereit und ich konnte vor all dem fliehen. Zum Abschied streckte ich die Zunge Richtung Bauernhof und drehte mich zufrieden um. Mein Herz bebte jeden Meter schneller und ich hatte das Gefühl, es würde bald auseinanderfallen. Irgendwann stoppte das Auto ruckartig und ich knallte gegen die harten Milchgläser. Langsam, aber vorsichtig stieg ich aus dem Auto und begutachtete die Stadt. Ich war noch nie in der Stadt gewesen, sondern immer nur in diesem blöden Bauernhof. Irgendwann werde ich die anderen armen Tiere, die immer noch auf dem Bauernhof leben müssen, befreien. 

Ich ging auf direktem Wege auf den Bahnhof zu und konnte die Bahn gerade noch rechtzeitig erreichen. Es war gerade erst 8:00 Uhr aber ich verbrachte trotzdem den halben Tag mit Umsteigen.  

Gerade erreichte ich eine neue Haltestelle und hörte, wie die Türen sich öffneten. Ich guckte mich um, fühlte aber, dass ich noch nicht ganz an der richtigen Stelle war. Also setzte ich mich wieder hin und wartete, bis die Bahn von Neuem anhielt. Ein paar Sekunden später hielt die Bahn an und ich guckte mich um. Irgendwas sagte mir, dass ich hier richtig war und ich stieg aus. Hier war es nicht so ruhig wie auf dem Bauernhof, ich sah weit und breit auch keine Felder oder Tiere wie Kühe, Schafe und ähnliches, aber es war perfekt. Es wimmelte nur so von Abenteuern. Ich ging einen kleinen Weg entlang und entdeckte ein riesiges Gebäude. Um dieses Gebäude herum spielten viele Kinder und noch etwas weiter weg umzingelte ein hoher Zaun das Gebäude. Ich hatte Angst, dass mich Herr Bösemeier finden konnte, aber hier fühlte ich mich erstmal sicher.  Etwas weiter geradeaus fand ich einen großen Rahmen mit einer Beschriftung Namens ,,NORDEN”. Hier würde ich eine Zeit lang bleiben..