Interview mit der Jugendliteraturpreisträgerin Dita Zipfel

Am 08.02.2023 war Dita Zipfel an unserer Schule und hat ihr Buch „Wie der Wahnsinn mir die Welt erklärte“ vorgestellt. Das Buch hat 2020 den deutschen Jugendliteraturpreis gewonnen.

Darin geht es um ein 13-jähriges Mädchen namens Lucie, das es Zuhause nicht mehr aushält und Geld braucht, um zum Ex ihrer Mutter zu ziehen. Dafür nimmt sie einen angeblichen Gassi-geh-Job an. Es stellt sich aber heraus, dass der Mann, für den sie arbeitet, ziemlich verrückt ist…

Wir ( Sofia, Phillip, Milana, Klara und Renée) von den OHG News haben die Autorin Dita Zipfel interviewt.

Welches Buch hat Ihnen beim Schreiben am meisten Spaß gemacht?

Ich glaube, mir hat das Buch, das ich zuletzt geschrieben hab, „Brummps“ heißt das, noch ein bisschen mehr Spaß gemacht als „Wie der Wahnsinn mir die Welt erklärte“, weil ich da schon ein bisschen mehr wusste, wie es [Anm. der Redaktion: das Schreiben] geht und nicht mehr so unsicher war. Es war dann ein bisschen lockerer und hat mehr Spaß gemacht.

Haben Sie selbst Haustiere?

Leider nicht. Ich hätte total gerne einen Hund, aber das geht leider nicht.

Und haben Sie Kinder?

Ich habe einen Jungen, der ist vier. Wir haben, mein Mann und ich, zuletzt auch ein Buch geschrieben, da geht es um ein vierjähriges Kind. Wir haben uns da also ein bisschen inspirieren lassen.

Haben Sie eine Lieblingsstelle in Ihrem Buch „Wie der Wahnsinn mir die Welt erklärte“?

Ich muss zugeben, ich habe es vor vier Jahren geschrieben und lese es ja gar nicht mehr so oft selber, ich lese es höchstens vor und dabei natürlich immer wieder die gleichen Stellen… Was ich aber sagen kann: Was mir Spaß gemacht hat beim Schreiben und was ich auch gerne lese, sind die Stellen, an denen Lucie über das Leben, über die Welt oder auch über die Leute nachdenkt und das alles für sich einsortiert und sich eine Vorstellung davon macht, wie die Welt funktioniert. Ich kann mich daran erinnern, dass ich das auch so gemacht habe in dem Alter.

Gibt es so etwas wie eine reale Lucie?

Nee, gibt es wirklich nicht. Ich wäre gerne so gewesen wie sie. Ich finde, sie ist ziemlich mutig und das war ich in dem Alter nicht.

Was haben Sie sich bei der Figur von Michi gedacht?

Gar nicht so viel. Ich wusste, Lucie lebt in einem Zuhause, in dem sie sich nicht mehr so wohlfühlt und dass ihre Mutter wechselnde Partner hat. Die wahrscheinlichste Variante, warum sie sich nicht mehr wohlfühlt, ist, dass der Typ ein bisschen nervig und anstrengend ist. Seine eigenen Eltern findet man ja immer irgendwann nervig und blöd, aber wenn dann einer von beiden weg ist und jemand neues kommt, der diese Position übernimmt, ist das immer, glaube ich, ein bisschen schwierig. Egal, ob es es die neue Freundin vom Vater oder der neue Freund der Mutter oder wie auch immer die Konstellation ist, dann findet man den Erwachsenen immer erst mal komisch. So ist es bei Lucie eben auch. Und er [Anm. der Redaktion: Michi] ist ja auch ein bisschen bescheuert, muss man sagen.

Wie sind Sie auf die Idee für das Buch gekommen? Wie ist die Handlung entstanden?

Ich hatte zuerst die Figur von Klinge im Kopf, diesem grumpy [Anm. der Redaktion: „grummeligen“] alten Mann und dann fiel mir als Gegengewicht Lucie ein und ihre Situation. Und dann ist es so, finde ich, wenn man zwei Figuren hat, diese relativ gut kennt und ungefähr weiß, wie die drauf sind, dann treffen die sich und dann passieren Sachen zwischen denen automatisch. Das entwickelt sich dann einfach so. Also ich habe mir diese Figuren ausgedacht, sie aufeinander losgehen lassen und dann die Handlung laufengelassen und geguckt, was so zwischen ihnen passiert.

Können Sie sich so eine Situation wie im Buch auch im realen Leben vorstellen?

Ja, ich glaube schon. Ehrlich gesagt, glaube ich, gibt es schon viele Menschen, die sich wie Klinge ihr eigenes Weltbild zusammenbauen. Es gibt garantiert viele merkwürdige Lebenskonzepte, von denen wir keine Ahnung haben und die wir für abgedreht halten würden, aber in denen Leute so vor sich hinleben und ihr Ding machen.

Arbeiten Sie im Moment nur als Schriftstellerin?

Nur als Schriftstellerin, ja.

Ist Schriftstellerin von allen Berufen, die Sie bisher hatte, ihr Lieblingsberuf oder haben Sie vorher etwas anderes ausgeübt, das Ihnen noch mehr Spaß gemacht hat?

Gute Frage, das frage ich mich auch immer mal wieder. Der Schriftstellerberuf macht schon am meisten Spaß, aber es ist so für mich: Ich hab nie gewusst, was ich werden will und es hat sich alles irgendwie so ergeben. Und es gibt nicht den einen Beruf, bei dem alles perfekt ist. Als ich Lehrerin war, hab ich jeden Monat mein Geld bekommen, hatte Ferien und die Arbeitszeiten waren klar. Das fehlt mir jetzt manchmal. Wenn man selbstständig ist, weiß man nie genau, wie viel Geld man verdienen wird, da ist die Sicherheit nicht so groß. Aber dafür kann ich mein Leben ansonsten so gestalten, wie ich will und habe keinen Chef. Das ist super. Es gibt also immer Vor- und Nachteile, aber im Moment finde ich meinen jetzigen Job schon am besten.

Die wichtigste Frage von allen: Nutella mit oder ohne Butter?

Mit! Immer mit Butter, alles mit Butter!

Foto: Die Redakteur*innen der OHG News Klara, Philipp, Sofia, Renée und Milana mit der Autorin Dita Zipfel.

Wir danken Frau Zipfel im Namen aller Schüler*innen des OHG für die spannende Lesung und das Interview!